Narcissus, Narzissen,

auch Osterglocken genannt, gehören zur Pflanzenfamilie der Amaryllidaceae – Amaryllisgewächse, es sind Zwiebelgewächse des Mittelmeerraums.
Wenn sich der Herbst dem Ende neigt, sind die Blüten in den Zwiebeln bereits vorgebildet und in der Erde bilden sich schon die ersten kleinen Spitzen. Wenn der Winter mild ist, kann man schon im Januar das erste Narzissengrün im Garten entdecken.

So verkündet die sagenumwobene Narzisse alljährlich den Frühling und ist ein Symbol für die Wiedergeburt und, wie alle Zwiebeln, ein Zeichen für die keimende Lebenskraft.
Die bekannteste von allen  Legenden ist die: von dem atemberaubend schönen, herzlosen griechischen Jüngling Narziß, Sohn des Flussgottes Kephios, der die Liebe der Bergnymphe Echo verschmähte, die sich daraufhin so sehr vor Gram verzehrte, dass sie zum Felsen wurde, dem nur noch die Stimme übrig blieb. Diese Herzlosigkeit wurde damit bestraft, dass er in unstillbarer Liebe zu sich selbst
entbrannte. Als er sein Spiegelbild in einer Quelle entdeckte, war es um ihn geschehen.
Mitleidige Götter bereiteten seiner Qual ein Ende, indem sie ihn in eine Narzisse verwandelten.      

   
In China ist die Narzisse ein Glückssymbol und wird beim chinesischen Neujahrsfest als
100 köpfige Wasserfee bezeichnet. Es wird vermutet, dass sie durch arabische Händler über die
Seidenstraße nach China gelangt ist.


Der Prophet Mohammed soll gesagt haben: „Wenn du zwei Brote hast, so verkaufe eines und kaufe dir dafür Narzissen, denn Brot nährt deinen Körper, die Narzissen aber nähren die Seele“.

Beheimatet ist die Narzisse fast in ganz Europa, es gibt noch an vielen Stellen wilde Pflanzenbestände.
Die Narzisse erlangte keine so große Popularität wie die Tulpe. Im 16. Jahrhundert gelangten erste
Beschreibungen nach England, bereits 1835 fanden dort erste Kreuzungen statt. England hat eine größere
Tradition in der Züchtung und Vermehrung mit Narzissen als Holland. 1890 kamen die ersten Trompetennarzissen auf den Markt. Die Firma De Graaf Bros in Noordwijk hat sich 1872 als erste holländische Firma mit Narzissen beschäftigt. Bis 1980 wurden über 26 000 Arten und Sorten in England, Holland, Irland und den USA registriert. Aber nur eine geringe Menge davon hat Bedeutung erlangt. Im Laufe der Jahre wurden die Narzissen  immer wieder unterschiedlich klassifiziert.
Alle Bilder sind aus meinem Garten. Möchten Sie eine Einladung zur Narzissenblüte in meinen Garten haben, können Sie sich HIER für meinen Newsletter eintragen. Die Termine werden nicht öffentlich bekannt gegeben.

Hier möchte ich Ihnen die bei uns übliche Klassifizierung in 11 verschiedenen Klassen vorstellen. 

Wichtig für diese Einteilung ist die Beschaffenheit der Pflanze.  
                                                                  

 
Klasse 1: Trompeten-Narzissen (Osterglocken)
Sie haben eine Blüte pro Stiel, deren Nebenkrone lang, zylindrisch und Trompeten ähnlich ist, meist gelb und weiß. Die Blüten können auch zweifarbig sein, sie tragen dann die Bezeichnung Bicolor.
Trompetennarzissen stammen von der Wildsorte Narcissus pseudonarcissus
ab, sind sehr robust und widerstandsfähig und blühen oft schon Mitte März.

Meine Auswahl an gelben Trompeten-Narzissen
-Golden Harvest, die typische Osterblume
-Exception, große Blüte mit sehr langer Trompete (Bild rechts)

Weiße Trompeten-Narzisse
-Mount Hood, weiß und creme    

Klasse 2: Großkronige Narzissen
Die Narzissen dieser Klasse blühen etwas später als die Trompeten-Narzissen.

Die besten Narzissensorten dieser Klasse:
-Flower record, weißer Kranz, orange Krone, sehr gut zum Verwildern
-Ice Follies, weißer Kranz, hellgelbe Krone, wird beim Verblühen weiß, sehr gut zum Verwildern
-Salome, cremeweißer Kranz, aprikosenfarbige Krone (Bild rechts)
-Stainless, schneeweiß, vermehrt sich sehr gut
 
 

Klasse 3: Kleinkronige Narzissen
Eine Blüte je Schaft. Die Krone ist ⅓ kürzer als die Deckblätter

Hiervon gibt es nur wenige Sorten.
Diese sind die schönsten Narzissen dieser Klasse:                                                                                                             
-Edna Earl, weißgelbes Auge mit orangem Rand. Sieht der Dichternarzisse ähnlich. Sehr Blühwillig
-Loth Lorien, weißer Kranz, blassgrün-gelbe Krone

Klasse 4: Gefüllte Narzissen
Zu dieser Narzissen-Gruppe zählen alle Narzissen, die mehr oder weniger gefüllt sind. Auch mehrblütige gefüllte Tazetten, Jonquillen oder auch Wildformen. Das gefüllte Aussehen erhält die Blüte durch die aufgeteilten Segmente der Nebenkrone, die sich mit den Perianth Blättern vermischen. Es sind sehr gute Schnittblumen. In der Vase hat man viel Freude daran.

Dies sind meine Favoriten unter den gefüllten Narzissen:
-Bridal Crown, weißer Kranz, gelbe Krone, mehrblütige Poetaz-Narzisse, duftend
-Cheerfullness, rahmweiß, mehrblütige Poetaz-Narzisse, duftend
-Replete, weißer Kranz, rosa gefüllte Krone, starker Stiel (Bild rechts)
-Obdam, reinweißer Kranz, die gefüllte Krone öffnet sich hellgelb, wird dann weiß,
Sport von Ice Follies mit den gleichen guten Eigenschaften.
-White Lion, schwefelweiß mit gelb, sehr gute standfeste Sorte mit dickem Stiel
-Yellow Cheerfullness, zartgelbe, mehrblütige Poetaz–Narzisse                                                                                 

Klasse 5: Triandus-Narzissen -  Engelstränen-Narzissen                                                                                                                
Sie ähneln in der Form den Wildarten. Benötigen einen geschützten Standort und tragen nickende
Blüten mit zurückgeschlagenen Hüllblättern. Auf einem Stiel sind meist mehrere Blüten. Die Blütezeit
ist der Mai. Sie stammen von der Wildform Narcissus triandus ab.

Meine Auswahl:
-Hawera, zitronengelb, 4-6 Blüten je Stiel, duftend (Bild rechts)
-Thalia, die bekannteste Triandus-Narzisse. Schneeweiß, leicht hängende mehrere Blüten, duftend
-Petrel, rahmweiß, 3-5 Blüten pro Stiel, reichblühend

Klasse 6: Cyclamineus-Narzissen - Alpenveilchen-Narzisse

Wie der Name es schon beschreibt, sehen diese Narzissen der Cyclame, dem Alpenveilchen, ähnlich.
An dieser charakteristischen Form lassen sich die Sorten leicht erkennen. Sie sind alle frühblühend,
das heißt von März bis in den April.

Die bekanntesten ihrer Art:
-February Gold, gelb, eignet sich sehr gut zum Verwildern (Bild rechts)
-Jack Snipe, weiß, gelbe Trompete
-Jetfire, goldgelber zurückgebogener Kranz, orange Trompete, reichblühend, gut zum Verwildern                                   

Klasse 7: Jonquillen-Narzissen - Duftnarzissen
Die Narzissen dieser Klasse haben die Eigenschaften der ursprünglichen Wildform
Narcissus jonquilla übernommen. Schmale dunkelgrüne Blätter und schlanke runde
Stiele, an denen 2-3 hell- bis dunkelgelbe süßduftende Blüten sitzen.

Duftende Schönheiten
-Quail, goldgelb, 2-3 Blüten, gut zum Verwildern (Bild rechts)
-Pipit, gelb mit weißem Krönchen, reichblühend
-Sweetness, dunkelgelb, sehr haltbar, wundervoller Duft

                                                                                        

Klasse 8: Tazetten-Narzissen – Poetaz-Narzissen
Sie werden auch Strauß-Narzisse oder Bukett-Narzisse genannt. Der Name Tazetta stammt aus dem
Italienischen und heißt Tässchen. Das bezieht sich auf die Form der Nebenkrone.                                                         
Narzissen dieser Klasse blühen spät, haben immer mehrere Blüten auf einem 35 – 40 cm hohen Stiel.
Diese Hybriden stammen aus der Art Narcissus tazetta und wurden oft mit Narcissus poeticus gekreuzt.
Es ist eine der ältesten in Kultur befindlichen Sorten, die ganz genaue Abstammung ist nicht bekannt.

Meine Lieblingssorten
-Bridal Crown, weißer Kranz, gelbe Krone, duftend
-Cheerfullness, rahmweiß, duftend
-Yellow Cheerfullness, zartgelbe Blüte
-Geranium, weißer Kranz, oranges Auge, reichblühend, duftend
-Silver Chimes, reinweiß mit zartgelber Krone, blüht spät, jede Zwiebel bringt 6 und mehr Blüten, duftend

    

Klasse 9: Poeticus-Narzissen – Dichternarzissen
Die volkstümliche Bezeichnung Dichternarzisse erhielt die Pflanze wegen ihres zarten,                                                
unvergleichlichen Duftes. Durch viele Zeitepochen hindurch hat sie schon einige Dichter 
zu wunderschönen Gedichten und Lieder inspiriert.                                                                                               
Die bekannteste ihrer Art ist Poeticus actaea  (Bild rechts)

          

Klasse 10: Species-Narzissen – Wildnarzissen
In dieser Klasse werden alle Sorten zusammengefasst, die nicht eindeutig zugeordnet
werden können. Dazu gehören auch die Wildnarzissen wie Narcissus pseudonarcissus obvallaris.
Eine der ersten Narzissen im Garten. Die typische Bauerngarten-Osterblume. Sie eignet sich sehr
gut zum Verwildern in der Wiese. Genauso die zarte Narzisse W.P.Milner mit ihren cremeweißen
Blüten.   

                   

Klasse 11: Spaltkronige Narzissen - Split Corona Narzissen
Die Blüte ähnelt ein wenig einigen Orchideenarten und aus diesem Grunde nennt man sie auch
Orchideenblütige Narzissen oder Schmetterlings-Narzissen. Das typische Merkmal dieser Klasse           
sind die mindestens bis zu einem Drittel ihrer Länge eingeschnittenen nach hinten zurück gelegten
Nebenkronen. Es sind sehr ausdauernde Arten, die sich für die floristische Verwendung gut eignen.                

Exotische Schönheiten
-Cassata, weiß mit gelbweißer Krone, wird beim Verblühen weiß (Bild rechts)
-Orangery, rahmweißer Kranz, gespaltene orange  Krone    


Pflege und Kultur
Von allen Zwiebelblumen gehört die Narzisse für mich zu der Art, die am leichtesten im Garten zu halten ist. Sie wird sogar von den Wühlmäusen verschmäht! Deswegen pflanze ich auch gerne andere  Zwiebelblüher, wie Krokus oder Tulpen, dazwischen.

Narzissen pflanzen:
Die Pflanzzeit ist im Herbst. Sie lieben einen humusreichen Boden und sonnigen, nicht zu trockenen Standort. Tazetten und Jonquilla Narzissen machen da eine Ausnahme, sie mögen es etwas trockener. Schwere Lehmböden können mit Sand oder Kompost verbessert  werden.                  

Zur Verwilderung in Wiesen sollten die Zwiebeln in unregelmäßigen Tuffs und weiterem Abstand                              
gepflanzt werden. Das Pflanzloch sollte mindestens doppelt so tief sein wie die Zwiebel hoch ist.
Das gilt für alle Zwiebelgewächse. Narzissen haben eine lange Wachstumsperiode und sollten so früh wie möglich gepflanzt werden.             

   Bild rechts ©Marion Nickig    Krumpholz Gartenwerkzeug                                                             
 

Narzissen düngen:
Im Frühling, sobald sich die ersten grünen Spitzen zeigen, bekommen sie eine Stärkung und Düngung. Ich bevorzuge das Mittel Vital NT von Biplantol zur Stärkung des Immunsystems und den Dünger Verde. Was gleichzeitig vor Pilzbefall schützt. Narzissen lieben nährstoffreichen Boden.

Wenn die Narzisse verblüht:
Nach dem Verblühen werden die alten Blüten oder Samenstände entfernt, so dass die Samenbildung die Zwiebel nicht schwächt. Hat man aber Sorten zum Verwildern wie z.B. die Dichternarzisse  poeticus actaea  gewählt, lässt man den Samen reifen. Damit Narzissen jedes Jahr wieder blühen, darf auf keinen Fall das Laub entfernt werden. Das Laub muß an der Zwiebel einziehen. Das dauert in der Regel je nach Blütezeit bis Mitte Juni. Sie brauchen ihre Blätter zum Assimilieren, das ist ein Stoffwechselvorgang, mit dem die Zwiebel sich Reservestoffe für die Blütenbildung im nächsten Jahr schafft. Auch dieses gilt für alle Zwiebelgewächse.
Nach einigen Jahren können Narzissen aus der Erde entnommen, geteilt und versetzt werden.


In Kübel oder Balkonkästen sind Narzissen nicht gegen strengen Frost geschützt, sie müssen an einem geschützten Ort (kalte Garage oder Schuppen) aufgestellt und bei Bedarf gegossen werden.


Sind Narzissen giftig?
Wie alle Amaryllisgewächse, enthalten Narzissen in allen Pflanzenteilen Alkaloide, die je nach Sorte unterschiedlich sein können. Frisch geschnittene Narzissen sondern einen giftigen Schleim ab und sollten zuerst, am besten über Nacht, alleine in eine Blumenvase gestellt werden. Danach erst können sie mit anderen Schnittblumen verwendet werden. Sie sollten aber auf keinen Fall neu angeschnitten werden, denn dann wird wieder Schleim abgesondert, der den anderen Blumen schadet.                                                                                                                                                                                                                                                                                          
                                                                                                                           

Warum bekommen Narzissen nur Blätter?

Dann sollte als erstes der Standort überprüft werden:                                                            
-Ist es den ganzen Tag über sonnig?
-Haben sie genug Feuchtigkeit?
-Stimmt der Nährstoffgehalt im Boden?
-Sind die Blätter im letzten Jahr vorzeitig abgeschnitten worden?          
        ( Bild rechts, aus meinem Garten)

Narzissen-Schädlinge                 
Die wohl bekanntesten Schädlinge sind die Große Narzissenfliege Merodon equestris
und die zwei kleinen Fliegenarten Eumerus tuberculatus und Eumerus strigatus. Sie legen ihre Eier am Boden der Narzissenzwiebel ab. Die Maden fressen sich in die Zwiebel, die dann anfängt zu faulen. Sie überwintern in der ausgehöhlten Zwiebel. Schon zwei bis drei Generationen dieser Übeltäter können uns Gärtnern das Leben ganz schön schwer machen, denn ein Weibchen legt an die 50 Eier. Zur Vorsorge sollten faule Zwiebeln nicht in den Kompost geworfen werden und auf keinen Fall an diesen Stellen wieder neue gepflanzt werden. So begünstigt man wenigstens nicht die Zwiebelfliegenpopulation. Im Gemüsegarten pflanzt man die Küchenzwiebel, die auch von dieser Fliege heimgesucht wird, neben Möhren um sie zu schützen. Man könnte die befallenen Narzissen auch mit einem Sud aus Möhrenkraut gießen, um so die lästigen Gartenmitbewohner loszuwerden.