Mamerz hat ein kaltes Herz

Schon immer haben die Menschen versucht, sich auf das Wetter einen Reim zu machen – gerade in früheren Zeiten, wo viel mehr Menschen als heute in der Landwirtschaft tätig waren, war eine gute Wetterbeobachtungsgabe oft (über)lebenswichtig! Bereits Aristoteles strebte danach, das Wetter mit wissenschaftlichen Methoden zu erklären. Und auch in der Bibel machte man sich um das Wetter – wenn auch nicht wissenschaftlich - Gedanken. So sagt Jesus im Lukasevangelium zu seinen Zuhörern: „Sobald Ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt Ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt Ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein“.
Das Wetter zu beobachten und daraus Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, war für Bauern seit jeher eine Selbstverständlichkeit – hieraus abgeleitet entstanden die so genannten Bauernregeln. Doch seitdem die Naturwissenschaften immer mehr Lebensbereiche wissenschaftlich beleuchten und erklären können, werden die Bauernregeln vielerorts als unwissenschaftlich und unnütz belächelt. Zumal es für jede bekannte Bauernregel eine zu geben scheint, die dieser genau widerspricht.
Erst in jüngerer Zeit haben Forscher die Bauernregeln statistisch ausgewertet und herausgefunden, dass viele dieser Wetterweisheiten besser sind als ihr Ruf. Allerdings haben kalendarische Verschiebungen      und die Einführung des Gregorianischen Kalenders den Zeitplan vieler Bauernregeln
aus dem Takt gebracht.     

Doch vor allem ist es wichtig zu wissen, in welchem Gebiet die jeweilige Bauernregel entstanden ist, denn                 
die oft Jahrhunderte alten Erfahrungen in der Wetterbeobachtung treffen nur in ihrem eigentlichen
Entstehungsgebiet wirklich zu! Ohne zu wissen, wo eine Wetterregel entstanden ist, ist eine solche also
nutzlos. Denn jeder von uns weiß aus eigener Erfahrung, dass der Frühling je nach Region in unserem
Land oft um mehrere Wochen versetzt seinen Einzug hält. Und so verwundert es nicht, dass es kaum
Bauernregeln gibt, die für ganz Mitteleuropa gelten.
Die meist in Reimform gegossenen Bauernregeln sind daher ein wunderbar alter Erfahrungsschatz. Zu den
bekanntesten zählen sicherlich die so genannten „Eisheiligen“, ein Termin, vor dem man keine empfindlichen
Topfpflanzen nach draußen stellen beziehungsweise keine Wärme liebenden Saaten ausbringen soll, da
vorher die Gefahr von Nachtfrösten noch zu groß ist. Die „Eisheiligen“ sind die Heiligengedenktage der Heiligen
Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia von Rom, die vom 11. Mai bis zum 15. Mai begangen
werden. Um diese Zeit gibt es bei uns oft noch mal einen kleinen Kälteeinbruch, bevor die warmen Tage dann
so richtig durchstarten.
Dass es Mitte Mai noch einmal recht kühl werden kann, ist meteorologisch mittlerweile erforscht und bestätigt
und in einer zu dieser Zeit typischen Luftmassenverschiebung begründet. Auf diese Weise können noch
einmal frostige Luftströmungen aus den Polargebieten zu uns gelangen und dem nahenden Sommer einen kurz-
zeitigen Dämpfer verpassen. Doch wie die Bauern wissen wir Gartenfreunde aus eigener Beobachtung – der nächste
Sommer kommt bestimmt! Und so brauchen wir uns auch nicht davon ins Bockshorn jagen lassen, dass es
Verballhornungen von Bauernregeln wie die folgende gibt: „Kräht der Hahn früh auf dem Mist, ändert sich das
Wetter oder 's bleibt wie's ist.“

Eine kleine Auswahl zu Bauernregeln rund um die „Eisheiligen“
Die Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.              
Ehe nicht Pankratius, Servatius und Bonifatius vorbei, ist nicht sicher vor Kälte der Mai.
Pankratius und Servatius bringen oft Kälte und Verdruss.
Pankratz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.
Pflanze nie vor der Kalten Sophie.
Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.
Mamerz hat ein kaltes Herz.Wenn's an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
Pankraz hält den Nacken steif, sein Harnisch klirrt von Frost und Reif.
Pankratz macht erst dem Sommer Platz.
Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachtfrost sicher sein.
Vor Nachtfrost du nicht sicher bist - bis Sophie vorüber ist.
Vor Servaz kein Sommer, nach Servaz kein Frost.
Nach Servaz findet der Frost keinen Platz.
War vor Servatius kein warmes Wetter, wird es nun von Tag zu Tag netter.
Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt` Wetter bringt.
Kalte Sophie wird sie genannt, denn oft kommt sie mit Kälte daher gerannt.


Text: Antje Peters-Reimann (www.gruenwort.de)                                                                            

      Zum Glasglocken-Shop....